AUSSTELLUNG
POLLUTION OF THE INTERNET
ein Projekt von memeclassworldwide
Die Arbeiten von Ramona Kortyka, Jennifer Merlyn Scherler, Mateusz Dworczyk und Juan Blanco nehmen seit Beginn des Gemeinschaftsprojekts (mcww) das Internet als einen wichtigen Ausgangspunkt für die künstlerische Praxis wahr. Dabei ist das Internet als Referenzraum jedoch keine starre architektonische Struktur, sondern eine sozio-kulturelle, mediale Umgebung, die ständigen Veränderungen unterliegt.
»mcww.toxic: Pollution of the Internet« ist der erste Versuch, die durch die Künstler*innen beobachtete und sich zuspitzende Verschmutzung des Internets visuell auszuformulieren. Denn auch das Internet wird verunreinigt und teilweise unwiderruflich zerstört. Die einst idealistische Vorstellung vom sozio-technischen Netz als common good, als offenem, freiheitlichen Ort des Wissensaustauschs, wird immer öfter gezielt unterminiert. Darüber hinaus entscheiden immer öfter nur wenige Menschen über die Beschaffenheit des Internets oder darüber, welche Inhalte gespeichert und gelöscht werden.


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mcww.biografie
Unter memeclassworldwide (mcww) lässt sich eine Reihe an unterschiedlichen Gemeinschaftsprojekten der Künstler:innen Ramona Kortyka (she/her), Jennifer Merlyn Scherler (they/them), Mateusz Dworczyk (he/him) und Juan Blanco (he/him) versammeln.
Die Zusammenarbeit des Kollektivs begann zunächst in Form eines institutionskritischen Meme-Accounts (mcww.memes, 2018 – 2022), und entwickelte sich ab 2019 in eine autonome Klasse für Internetpraxis an der Kunsthochschule in Kiel (DE).
Ausgehend vom Internet als Referenzraum untersucht die Gruppe seitdem postdigitale Phänomene unter Berücksichtigung der Bandbreite ihrer ästhetischen, sozialen und politischen Dimensionen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Ausstellungs- und Lehrpraxis ein und wurden im 2021 publizierten Buch »memeclassworldwide – Research, Documentation, Index« zusammengefasst. Neben den parasitären Seminaren in Kiel (2019 – 2022) hat die Künstler:innengruppe bis dato auf Einladung zahlreiche Vorträge und Seminare an Kunsthochschulen der DACH-Region abgehalten. Mit dem Onlineprojekt mcww.service (2022) entwickeln die Künstler:innen in kurzen TikTok-Videos neue Perspektiven aus ihrer Position als Absolvent:innen einer Kunsthochschule heraus und leiten gleichzeitig eine inhaltliche und strukturelle Transformation der eigenen kollektiven Arbeit ein. Mit dem Ausstellungsprojekt mcww.voyage (2023 – 2024) definiert die Gruppe das Gemeinschaftsprojektes als ein Format für kollektiven Wissensaustausch abseits von etablierten Bildungsinstitutionen neu.
memeclassx@gmail.com
IG @mcww.club
TikTok @mcww.service
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Ramona Kortyka (she/her)
*1991 in Aachen (DE), lebt und arbeitet in Kiel (DE).
Die Künstlerin schließt 2020 das Bachelorstudium an der Muthesius Kunsthochschule Kiel ab und befindet sich derzeit im Masterabschluss.
Seit November 2021 ist Kortyka Mitglied der Künstler*innen- und Musiker*
innengemeinschaft Atelier Umraum e.V., wo sie unter anderem als Kuratorin tätig ist. Kortyka nahm an diversen Ausstellungsprojekten teil, unter anderem »Gelbisch«,
Galerie Anna Klinkhammer, Düsseldorf (2021, S), »Frisches Häusergemachtes Eis«, Quergalerie, Berlin (2021, G), »Rausch und andere Sitten«, Brunswiker Pavillon. Kiel (2020, G) oder »Survival Art Festival«, Wrocław (2019, G).
IG @r____yk___y_
Jennifer Merlyn Scherler (they/them)
*1996 in Oberdiessbach (CH), lebt und arbeitet in Basel (CH).
2021 schließt Scherler das Bachelorstudium mit Auszeichnung am Institut Kunst der Hochschule für Kunst und Gestaltung in Basel ab. Seither hat Scherler verschiedene Preise erhalten, darunter den Pax Award Emerging Media Artist, Kiefer Hablitzel Preis, Werkbeitrag des Kunstkredits Basel und das Aeschlimann-Corti Stipendium. 2023 absolviert Scherler die Digital Art Residency an der Transmediale, Berlin und 2025 absolviert they ein Atelierstipendium in Tokio, Japan. Neben der eigenen künstlerischen und gemeinschaftlichen Praxis lehrt Scherler an der Schule für Gestaltung in Biel und der Hochschule der Künste Bern
IG @jennifermerlyn
Mateusz Dworczyk (he/him)
*1994, Zabrze (PL), lebt und arbeitet in Kiel (DE) und Salzburg (AT). Dworczyk absolvierte das Bachelor- und Masterstudium in Fotografie an der MKH, Kiel und erhielt im 2023 den Gottfried-Brockmann-Kunstpreis der Landeshauptstadt Kiel. Seine Arbeiten wurden in Solo- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland präsentiert, hervorzuheben sind »This world is but a ghost«, Frappant Galerie, Hamburg (2025, G), »Unsere Kunst. Eure Kunst«, (2025, G), Stadtgalerie Kiel und »Digital III – Generativ, Fotogalerie Wien (2023, G). Von 2018 bis 2023 arbeitete Dworczyk mit Hannes Fleckstein zusammen, was zu diversen Ausstellungsprojekten führte, darunter die Einzelausstellung des Duos »Witness to the (digital) world« im NAK Neuer Aachener Kunstverein (2021, S).
IG @mateuszdworczyk
Juan Blanco (he/him)
*1988 Bogotá (COL), arbeitet zwischen Berlin und Bogotá.
Juan Blanco studierte Bildende Kunst an der Universidad de los Andes Bogotá (BFA,
2011) und Malerei an der Muthesius Kunsthochschule Kiel (MFA, 2020) bei Antje Majewski, wo er 2019 den DAAD-Preis für herausragende Leistungen im Studium erhält. 2023 erhält Blanco das Stipendium für Projekträume und Initiativträger der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin und im Jahr 2024 erhielt das Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Lauenburg. In seinem umfangreichen Künstlerlebenslauf sind unterschiedliche Ausstellungen zu finden wie zum Beispiel »Pintor, siempre plato de espinaca, L.A. Galeria arte contemporaneo, Bogotá, (2015, G), Tracing Utopia, ZKR - Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum Schloss Biesdorf, Berlin (2017, G) »Tropical depression«, Matjö, Köln (2021, S), »MSD.Buzón«, Galería Santafé, Bogotá (2020, G)
sowie »Beyond the water im Rahmen des Reconnecting Earth Biennale«, Stadtgalerie, Kiel (2024, G)
IG @juanm_blanco
Es gibt viele Beispiele für digitale Verschmutzung und Einflussnahme: von gezielten Angriffen auf Plattformen durch sogenannte Trollfabriken und Sockenpuppen-Zoos, über orchestrierte Desinformationskampagnen, etwa durch mediale Strategien wie »Flood the zone with shit«, bis hin zu Hassrede. Dabei wird der Informationsraum bewusst gestört, um Orientierung zu verhindern und Diskurse zu destabilisieren.
Das gemeinschaftlich erarbeitete, 42-teilige Bild zeigt eine Landschaft, aufgebaut aus Screenshots von Momenten, die den Künstler*innen als Anzeichen für den heutigen Zustand der Interneträume erscheinen. In dieser digitalen Topografie verdichten sich unterschiedliche Fragmente zu einer visuell erfahrbaren Umgebung und knüpfen inhaltlich an die multiplen Umweltkrisen an. Ein weiterer Aspekt des Bildes ist die Betrachtung des Menschen in Wechselwirkung mit seiner Umgebung. Spricht man bei den Auswirkungen der Umweltkrise auf den menschlichen Körper von Eco-Somatik, so entwerfen die Künstler*innen, basierend auf diesem Begriff, die Digi-Somatik, im Sinne der Auswirkungen digitaler Umwelt auf den menschlichen Körper und die Psyche. Ausgelöst durch eine toxische Umgebung, übermäßige Informationsflut und emotionale Erschütterung durch Nachrichten, können sich die Symptome beispielsweise im Gefühl ständiger Überforderung, in Stress, Angst oder Erschöpfung äußern. Die Collage lädt somit dazu ein, den digitalen Raum nicht nur als technologische Infrastruktur, sondern als affektives und politisches Umfeld zu betrachten, das tief in Körper, Umwelt und Gesellschaft eingreift.
Plakat:mcww